Eine wilde Hecke ist ein Paradies für eine beeindruckende Vielfalt an Tierarten. In einer Hecke können zwischen 900 bis 1’500 verschiedene Tierarten leben. Die Mehrheit davon sind Insekten, aber auch Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere finden in der Hecke einen Rückzugsort, Nahrung, Schutz und Nistplätze.
Eine wilde Hecke ist ein natürlicher, mehrreihiger Gehölzstreifen, der aus verschiedenen einheimischen Sträuchern, Bäumen und Kräutern besteht. Sie bietet Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Tierarten, darunter Vögel, Insekten, Säugetiere, Amphibien und Reptilien.
Wilde Hecken sind wichtige Elemente zur Förderung der Biodiversität und dienen gleichzeitig als Schutz vor Wind und Sicht, sowie als Nahrungsquelle für Mensch und Tier.
Eine Hecke gilt als solche, wenn sie aus mehreren Reihen von Sträuchern und/oder Bäumen besteht und eine bestimmte Länge und Dichte erreicht. Typischerweise spricht man von einer wilden Hecke, wenn sie aus mindestens 3 bis 5 verschiedenen und einheimischen Gehölzen besteht. Für die Biodiversität ist es wichtig, dass die Hecke unterschiedliche Strukturen aufweist. Eine Mischung aus dornigen Sträuchern, blühenden Pflanzen und solchen mit essbaren Früchten schafft vielfältige Lebensräume und Nahrungsquellen.
Für die Biodiversität ist nicht der Umfang und die Grösse der Hecke als einzelnes Element relevant, sondern ein möglichst engmaschiges Netz von naturnahen Flächen mit unterschiedlichen Strukturen. Diese Strukturen sollen über die eigenen Gartengrenzen hinaus reichen. So richtig Fahrt gewinnt die Biodiversität, wenn möglichst viele Flächen zusammenhängend, wie ein Patchwork entstehen und die «toten» Lücken immer weniger werden.
Die Hecke ist eine von vielen grossartigen Möglichkeiten diese Lücken weiter zu schliessen. Wenn der Garten zu klein ist für eine lange, üppige wilde Hecke, dann kann man auch Gehölz pflanzen, dessen Wuchs sich prima für eine kompakte Hecke eignen. Wie wäre es mit dem verspielten Pfaffenhütchen, der wilden Stachelbeere und einer charmanten Felsenbirne? In unseren Top Pflanzen für die Biodiversität sind zahlreiche Pflanzen als Inspiration aufgelistet.
Bereits in der Bronzezeit, vor etwa 4.000 Jahren, wurden Hecken angelegt, um Felder und Weiden zu begrenzen und als Schutz vor Wind und Wetter zu dienen. Im Mittelalter waren Hecken weit verbreitet und dienten als natürliche Zäune, die nicht nur das Vieh auf den Weiden hielten, sondern auch Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten boten.
Mit der Zeit änderte sich die Art und Weise, wie Hecken genutzt und gepflanzt wurden. Nicht nur im täglichen Leben auf dem Lande. Die aufkeimende «Gartenkultur» mit ihren Prachtgärten mit ihren «Schmuckhecken» für barocke Labyrinthe und Rahmenornamente für teppichartige Rabatten brachte neue Heckenpflanzen in die Gärten. Solche, die sich aufs Fitzelchen genau stutzen lassen. So wandelten sich die bevorzugten Heckenpflanzen vom dornigen einheimischen Gehölz zu Pflanzen, welche sich als Schnittgehölz besonders eignen und deren Wuchs sich aufs Blättchen kontrollieren lässt und möglichst wintergrün sind.
Im 18. und frühen 19. Jahrhundert wandelte sich die formale, geometrische, barocke und ornamentale Gartengestaltung. Der «Englische Landschaftsgarten» kam in Mode. Auf einmal war naturnah das «Must-have» in grossen Gärten und Parkanlagen.
Das Ziel war eine unberührte, scheinbar natürliche Landschaft zu gestalten, wo Hügel, Teiche, Seen, Flüsse, Wälder und Wiesen einbezogen wurden. Diese Gartenbewegung stand in engem Zusammenhang mit den philosophischen Strömungen der Aufklärung, die die Natur und die Ästhetik der Wildnis schätzten. Durch diese Rückkehr zur natürlichen Gestaltung wurde ein Fundament für das heutige Verständnis von naturnahem Gärtnern und der Bedeutung von Biodiversität gelegt.
Trotz dieser «Strömung» haben sich in Parks und Gärten die «Monokultur-Hecken» hartnäckig gehalten. In erster Linie waren die Aspekte Begrenzen und Sichtschutz relevant. Hauptsache dicht, immergrün und heckenscherentauglich. Diese Monokulturen boten wenig Lebensraum für heimische Tierarten und trugen kaum zur Biodiversität bei.
In den letzten Jahrzehnten hat sich das Bewusstsein für die Bedeutung der Biodiversität und die Vorteile gemischter Hecken stark erhöht. Monokulturen, insbesondere invasive Arten wie der Kirschlorbeer, schaden oft dem lokalen Ökosystem und verdrängen heimische Pflanzen und Tiere. Aus diesem Grund ist es heute wichtiger denn je, wieder auf Vielfalt und naturnahe Pflanzungen zu setzen. Gemischte Hecken, die aus verschiedenen einheimischen Sträuchern und Bäumen bestehen, bieten zahlreiche Vorteile:
Eine Wildhecke ist nicht nur eine grüne Barriere, sondern ein lebendiger Organismus, pulsierend vor Leben und Aktivität. Jede Pflanze, jeder Zweig und jede Blüte spielt eine Rolle in diesem komplexen Ökosystem, das einen unverzichtbaren Beitrag zur Biodiversität leistet.
In den dichten, verzweigten Strukturen der Hecke finden zahlreiche Tiere Schutz und Nahrung. Vögel wie die Amsel, das Rotkehlchen und die Blaumeise nisten in den sicheren Verstecken der dornigen Zweige und geniessen die reichliche Nahrungsquelle, die die Heckenbeeren bieten. Während die Vögel zwitschern und sich emsig zwischen den Zweigen bewegen, summen Bienen und andere Bestäuber eifrig um die Blüten, sammeln Nektar und Pollen und sichern so die Fortpflanzung der Pflanzen.
Die Hecke ist auch ein wichtiger Lebensraum für kleine Säugetiere. Igel suchen im dichten Unterholz Unterschlupf, während Eichhörnchen die Haselnüsse sammeln und in den oberen Zweigen ihre Nester bauen. Selbst Reptilien wie Eidechsen und Amphibien wie Kröten finden hier ein ideales Habitat, das sie vor Fressfeinden schützt und ihnen ein feuchtes Mikroklima bietet.
Unter der Erde sorgen die Wurzeln der Heckenpflanzen für ein stabiles Gefüge, das den Boden vor Erosion schützt und gleichzeitig die Wasseraufnahme verbessert. Die Wurzeln bieten zudem Lebensraum für zahlreiche Bodenorganismen, die eine wichtige Rolle im Nährstoffkreislauf spielen.
Die Pflanzen selbst bieten eine bemerkenswerte Vielfalt an Blüten und Früchten, die das ganze Jahr über eine kontinuierliche Nahrungsquelle darstellen. Die Blüten des Holunders, die Hagebutten der Hundsrose und die Beeren des Weissdorns und der Schlehe sind nur einige Beispiele für die Fülle an Nahrung, die eine Wildhecke bietet.
Ökologisch gesehen sind Wildhecken von unschätzbarem Wert. Sie fungieren als grüne Korridore, die isolierte Lebensräume miteinander verbinden und so den genetischen Austausch zwischen verschiedenen Tierpopulationen ermöglichen. Diese Korridore sind essenziell für die Wanderungen vieler Tiere und tragen dazu bei, dass Arten in einem sich verändernden Klima überleben können.
Im naturnahen Garten bietet eine Wildhecke nicht nur Schutz vor Wind und neugierigen Blicken, sondern auch eine ästhetisch ansprechende Kulisse, die sich mit den Jahreszeiten wandelt. Von der zarten Blütenpracht im Frühling über die üppige Fülle im Sommer bis hin zur leuchtenden Herbstfärbung und den dekorativen Beeren im Winter – eine Wildhecke ist ein lebendiges Kunstwerk, das das ganze Jahr über Freude bereitet.
Eine Wildhecke ist also weit mehr als nur eine Ansammlung von Sträuchern und Bäumen. Sie ist ein pulsierendes Zentrum der Biodiversität, ein Refugium für eine Vielzahl von Lebewesen und ein unverzichtbarer Bestandteil eines nachhaltigen, naturnahen Gartens. Durch die Pflanzung und Pflege einer Wildhecke leisten wir einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Natur und fördern die Vielfalt des Lebens in unseren eigenen Gärten.
Pflanze | Nektar & Pollen | Frucht | Dornen | Frucht in der Gartenküche | Anzahl Tierarten |
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Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) | ja | ja | nein | giftig | ca. 50-60 Insektenarten |
Felsenbirne (Amelanchier ovalis) | ja | ja | nein | Marmelade, Mus, Likör | ca. 20-30 Vogelarten, zahlreiche Insekten |
Haselnuss (Corylus avellana) | ja | ja | nein | Geknackt snacken oder rösten, malen und weiter verarbeiten | ca. 70-80 Vogelarten, viele Insekten und Säugetiere |
Schwarzdorn (Prunus spinosa) | ja | ja | ja | Schlehenmus, Fruchtleder, Likör | ca. 60-70 Insektenarten, zahlreiche Vogelarten |
Weissdorn (Crataegus) | ja | ja | ja | Tee, Marmelade, Essig | ca. 150 Insektenarten, viele Vogelarten |
Hundsrose (Rosa canina) | ja | ja | ja | Hagebutten für Tee, Mus, Pulver und Müslibeilage, Chutney | ca. 50-60 Insektenarten, zahlreiche Vogelarten |
Holunder (Sambucus nigra) | ja | ja | nein | Blüten und Beeren-Sirup, Gelee, Essig, Balsamico, flasche Kapern mit grünen Beeren | ca. 40-60 Vogelarten, viele Insekten |
Vogelbeere (Sorbus aucuparia) | ja | ja | nein | Marmeladen, kandieren, Likör | ca. 50-60 Vogelarten, viele Insekten |
Kornelkirsche (Cornus mas) | ja | ja | nein | Marmelade, Mus, Fruchtleder, Eis, falsche Oliven (mit grünen Beeren), Chutney / Ketchup | ca. 20-30 Vogelarten, zahlreiche Insekten |
Faulbaum (Rhamnus frangula) | ja | ja | nein | giftig | ca. 50-60 Insektenarten, zahlreiche Vogelarten |
Typische Vogelarten in den Hecken sind die Gesangstalente Amsel und Rotkehlchen, gefolgt vom kleinen, aber unüberhörbaren Zaunkönig, der unscheinbaren Heckenbraunelle, den Grünfinken, die gerne in ganzen Gruppen auftauchen, dem Neuntöter, welche seine Beutetiere an den Dornen der Heckenpflanzen aufspiesst und die quirligen Meisen. Diese und weitere Vogelarten nutzen Hecken sowohl als Nistplatz als auch als Nahrungsquelle, was die Bedeutung von naturnahen Hecken für die Biodiversität unterstreicht.
Wilde Hecken sind pflegeleicht und benötigen wenig Aufwand, um gesund und attraktiv zu bleiben. Im ersten Jahr nach der Pflanzung ist regelmässiges Giessen wichtig, damit die Pflanzen gut anwurzeln.
Danach genügt es, die Hecke einmal im Jahr zu schneiden – wenn überhaupt. Idealerweise erfolgt ein Schnitt im Spätwinter oder frühen Frühjahr, bevor der neue Austrieb beginnt. Den Schnitt braucht es jedoch nur, wenn die Pflanzen viel zu dicht werden, andere zu sehr bedrängen oder zu auswuchernd wachsen.
Ein gelegentliches Auslichten fördert die Luftzirkulation und verhindert Krankheiten. Düngen ist meist nicht notwendig, da wilde Hecken gut an nährstoffarme Böden angepasst sind. Mit Mulchmaterial und einer schönen Unterpflanzung von passenden mehrjährigen Stauden erspart man sich sogar das Jäten, sobald alles dicht zugewachsen ist.
Kleiner Naschgartentipp: Walderdbeeren! Decken den Boden zuverlässig und entwickeln das ganze Jahr lecker Beeren für Mensch und Tier.
Tipp: Sollte eines Tages doch ein Schnitt anstehen, wo viel Ast und Rutenmaterial anfällt, dann kann man damit eine wertvolle Benjes-Hecke gestalten. Eine attraktive Totholzecke für viele weitere Gartenbewohner.
Es ist essenziell, in die Zukunft zu blicken und nachhaltige, naturnahe Gärten zu gestalten. Indem wir auf Monokulturen verzichten und stattdessen vielfältige Hecken pflanzen, tragen wir aktiv zum Schutz und Erhalt unserer Umwelt bei. Diese Art der Gartenbewirtschaftung unterstützt nicht nur die Biodiversität, sondern auch die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen, die in diesen Gärten leben und arbeiten.
Durch die Rückkehr zu gemischten Hecken leisten wir einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt und schaffen gleichzeitig lebendige und zukunftsfähige Gärten.
Nadine liebt ihre Garten-WG und tut viel dafür, dass der Garten ein 5-Sterne-Resort für Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge, Vögel, Blindschleichen, Eidechsen, Igel, Erdkröten und Co. ist. Darum sieht man sie auch zu ungewöhnlichen Tageszeiten im Garten, um zu schauen, ob die Fledermäuse etwas gegen die Mücken tun;-) Neben Benjeshecken, Igelburg und anderen «Wohlfühlzonen» für die Gartenbewohner, sind heimische Heckenpflanzen für Nadine ein «Must-Have».