Das Pflanzenlager – ein Blick hinter die grünen Kulissen

Naschpflanzen, Bienenmagnete, Kletterkünstler und wundervolle Spezialitäten – all dies und noch viel mehr gedeiht in unserem hauseigenen Pflanzenlager. Doch wie schaffen wir es, die Bio-Pflanzen im Saft zu halten, wie funktioniert der Pflanzenversand und zählen wir eigentlich auch Nützlinge zu unseren Mitarbeitenden? Begleiten Sie uns auf einen Spaziergang durch unsere «Grüne Schatzkammer».

Wie die Pflanzen im Biogarten Wurzeln schlugen

Mit dem Schritt, das Online-Sortiment mit biologischen Pflanzen zu bereichern, nahm die Andermatt Biogarten AG im Jahr 2010 eine Pionierrolle ein. Und sie schaffte mit der Auswahl resistenter Sorten einen wichtigen Schritt in Richtung ihres grundlegenden Anliegens: den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln in Schweizer Gärten zu reduzieren.

Man begann mit Obstbäumen, später folgten Rosen, bevor das Sortiment Jahr für Jahr üppiger florierte und immer grösser wurde – und mit ihm die Ansprüche an die Lagerung und Pflege der Pflanzen.

Mit dem neuen Erweiterungsbau in Grossdietwil konnte im Herbst 2023 ein neues Pflanzenlager bezogen werden – mit vielen technischen Einrichtungen speziell für winterharte Pflanzen wie Obst, Beeren, Sträucher oder Stauden. Unser Pflanzenmanager Rudolf Ingold, der das Pflanzenlager besser kennt als seine Gärtnertasche, verrät uns mehr über das neue moderne Zuhause der Pflanzen.

Gärtnermeister Rudolf Ingold im Pflanzenlager

Biologische und «konventionelle» Pflanzen – was ist der Unterschied?

Bei der biologischen Anzucht von Pflanzen wird der Pflanze die Möglichkeit gegeben, sich entsprechend den natürlichen Bedingungen zu entwickeln. Dies dauert deutlich länger, dafür sind die Pflanzen in der Regel robuster und bestens gerüstet für eine biologische Pflege ohne chemische Schutzmittel. Zudem wird die Umwelt geschont und die Böden werden nicht mit Giftstoffen belastet.

Im Pflanzenlager mit Ruedi 

Andermatt Biogarten: Im Vergleich zu einem Gartencenter bieten wir keinen Direktverkauf an, sondern versenden die Pflanzen per Post. Welche Herausforderungen birgt das?

Rudolf Ingold: Es ist wichtig, dass die Pflanzen jederzeit schnell platziert beziehungsweise umplatziert und versandfertig gemacht werden können. Gleichzeitig sollten sie aber auch von optimalen, pflanzengerechten Bedingungen profitieren. Dies unter einen Hut zu bringen, erfordert entsprechende Einrichtungen.

Wie gelingt das?

In unserem Pflanzenlager geniessen die Pflanzen quasi Freilandbedingungen – gleichzeitig können wir sie aber vor Frost, Hagel und Gewitterstürmen schützen. Dies dank «Allwetterhäusern», deren Dach und Seitenwände sich zu 100% öffnen lassen. Auf diese Weise können wir die klimatischen Bedingungen einfach und schnell anpassen und auf unstete Temperaturen reagieren.

Um die Pflanzen im Karton per Post versenden zu können, muss das Blattwerk möglichst trocken, der Wurzelballen aber während der Versandzeit von 1–2 Tagen entsprechend feucht sein. Dies ermöglicht eine automatisierte Bewässerung direkt an der Erdoberfläche des Topfes.

Woher beziehen wir das Wasser für dieses Bewässerungssystem?

Zum Giessen verwenden wir hauptsächlich Regenwasser, das wir von unserem Dach in einem Wassertank sammeln . Mit diesem Regenwasser befüllen wir dann den Giesswassertank. Überschüssiges Giesswasser wird gesammelt, gefiltert und erneut in den Wasserkreislauf eingespeist. Nur im Falle einer längeren regenlosen Zeit müssen wir zusätzlich Leitungswasser nutzen.
 

Pflanzen im Topf brauchen zusätzliche Nährstoffe. Wie stellen wir sicher, dass die Pflanzen genug «zu essen» haben?

Die Nährstoffe können in der Vegetationszeit bei jedem Bewässerungsvorgang eingespeist und so laufend dem Bedarf angepasst werden. Basis ist aber eine Grundversorgung mit Bio-Feststoffdünger, welcher in den Wintermonaten oder beim Eintopfen der Erde beigemischt wird.
 

Und wie funktioniert der biologische Pflanzenschutz?

Die Pflanzen stehen im Pflanzenlager aus wirtschaftlichen Gründen nahe beieinander, was die Gefahr von Pilzkrankheiten erhöht.

Durch unser Bewässerungssystem und die optimalen Belüftungsmöglichkeiten – unterstützt durch das bei Regen verschliessbare Dach und unsere Ventilatoren – bleiben die Blätter trocknen oder trocknen bei Nässe schnell ab. Dies verringert das Risiko von Pilzkrankheiten um ein Vielfaches.

Für den Pflanzenschutz gegen Läuse oder Blattflecken werden natürlich die hauseigenen biologischen Stärkungs-, Pflanzenschutzmittel und Nützlinge eingesetzt. So können wir unserer Kundschaft Bio-Pflanzen möglichst ohne Schädlinge und Krankheiten anbieten.

Aber: An biologischen Pflanzen kann und darf es ab und zu auch eine Laus haben – dies gehört zur Natur und sorgt dafür, dass die Nützlinge im Garten etwas zu fressen haben.
 

Wie nachhaltig ist das Pflanzenlager insgesamt?

Unser nachhaltiges Bewässerungssystem wird ergänzt durch Photovoltaikanlagen auf sämtlichen Dächern und teilweise auf den Fassaden der Gebäude der Andermatt Gruppe.

Diese speisen sämtliche technischen Anlagen tagsüber mit selbstproduziertem Strom und decken bei schönem Wetter einen Grossteil unseres gesamten Firmenbedarfs.

Auch bei der Pflege, dem Transport und der Verpackung der Pflanzen versuchen wir, der Nachhaltigkeit so gut es geht gerecht zu werden und suchen ständig nach Optimierungsmöglichkeiten.
 

Mit geöffneten Seitenwänden und Öffnungen im Dach lassen sich Freiluftbedingungen simulieren, Ventilatoren sor-gen für die nötige Luftverteilung | © Andermatt Biogarten AG

Mit geöffneten Seitenwänden und Öffnungen im Dach lassen sich Freiluftbedingungen simulieren, Ventilatoren sorgen für die nötige Luftverteilung

Dank der automatischen Bewässerung direkt auf Topfhöhe bleibt das Blattwerk trocken.

Zwischen den Stauden mit Gärtnerin Tabita

Die Pflanzen im Lager brauchen viel Pflege. Und zum Start der Gartensaison im Frühling muss es schnell gehen, damit alle Pflanzenbestellungen rechtzeitig das Lager verlassen und bei der glücklichen Kundschaft im Garten landen. Wie sieht der Arbeitsalltag im Pflanzenlager aus? Tabita Uske, Bio-Gärtnerin mit Leib und Seele, verrät uns mehr über ihre Tätigkeit.

Gärtnerin Tabita Uske

Andermatt Biogarten: Tabita, wie sieht dein typischer Tag im Pflanzenlager aus?

Tabita Uske: Als erstes suche ich die Pflanzen der offenen Bestellungen zusammen. Bei Bedarf helfe ich dann auch mit, die einzelnen Bestellungen versandfertig zu machen. Danach gehe ich meist zu den Stauden, für die ich verantwortlich bin. Hier mache ich dann einen ersten Pflegerundgang. 

Wer kümmert sich sonst noch alles um die Pflanzen im Lager?

Zurzeit drei Gärtnerinnen, je nach Bedarf kommen auch noch Temporäre dazu. In der Saison müssen dann alle mithelfen, die vielen Bestellungen rechtzeitig bis zur Abholung der Post bereitzustellen.
 

Wahrscheinlich gleicht das Lager vor allem im Frühling einem Bienenstock?

Genau, zwischen April und Mai ist Hochsaison im Pflanzenlager. Insbesondere der Versand von Setzlingen gibt viel zu tun, da sie sehr pflegeintensiv sind und auch übers Wochenende einen Pflegedienst benötigen. 

Wie funktioniert das Bereitmachen von Bestellungen?

Für den Versand sammeln wir jeweils die bestellten Pflanzen zusammen und bringen sie in die Verpackungshalle. Dort stellen dann unsere Saison-Mitarbeitenden die einzelnen Pflanzen für jede Bestellung zusammen und verpacken sie.

Die Bestellungen werden jeweils gruppiert, je nach Bestellzeitpunkt und Lieferwunsch. Ziel ist es, dass die Bestellungen nach Eingang möglichst am nächsten Werktag bei der Kundin oder dem Kunden ankommen.
 

In welchem Fall werden Pflanzen vor Versand nochmals zurückgeschnitten?

Vor allem bei Obstbäumen nehmen wir einen Form- und Pflegeschnitt vor. Der Schnitt im Frühsommer und Herbst sorgt für eine bessere Verzweigung und eine schöne, kompakte Form. Bei Stauden schneiden wir im Herbst die abgestossenen Triebe zurück. Auch Sträucher beschneiden wir, damit mehr Licht in die Mitte rein wandert und die Pflanze von innen neue Triebe bildet. Ein solcher Schnitt sorgt für kompakte, mehrtriebige und nicht zu sehr in die Höhe schiessende Pflanzen. Zwei Meter ist bei Pflanzen die Maximalhöhe, die wir noch versenden können.
 

Werden nicht verkaufte Pflanzen überwintert?

Ja, normalerweise für einen Winter, bei gutem Rückschnitt und Pflege sind auch zwei Winter möglich. Ziel ist es aber, dass eine Pflanze nicht länger als ein Jahr bei uns steht. Manchmal dürfen auch Mitarbeitende einen «Ladenhüter» mit nach Hause nehmen. 

Übrigens: Wer nahe genug an unserem Standort Grossdietwil (LU) wohnt, kann die bestellten Pflanzen auch selbst bei uns abholen . Zwar haben Kundinnen und Kunden aus Sicherheitsgründen keinen Zutritt zum Pflanzenlager. Wir empfangen Sie aber gerne in unserem kleinen Direktverkaufsladen, wo wir Ihre bestellten Pflanzen zur Abholung bereithalten.